Im Folgenden finden Sie die Kurzbiografien zu einigen bedeutenden Forscherinnen und Forschern im Bereich (Sozialer) Robotik sowie - weiter unten - Kurzinfos zu aktuelleren Forschungsprojekten.
Isaac Asimov war ein russisch-amerikanischer Bio-Chemiker und berühmter Science-Fiction-Autor, der besonders durch seine Werke über die Robotik Bekanntheit erlangte. Gemeinsam mit John W. Campbell jr. formulierte er die sogenannten „Roboter-Regeln“:
1. Ein Roboter darf einem menschlichen Wesen keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den Befehlen gehorchen, die ihm von Menschen erteilt werden, es sei denn, dies würde gegen das erste Gebot verstoßen.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange solch ein Schutz nicht gegen das erste oder zweite Gebot verstößt.
Asimov beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Gebiet der Robotik in seinen Werken, sondern verfasste unter anderem auch weitere wissenschaftliche Werke über die Bio-Chemie, in der er 1948 seinen Doktortitel erlangte.
Cynthia Breazeal ist Dozentin der Medienkunst und Wissenschaft am Medieninstitut des Massachusetts Institute for Technologies (MIT) und hat dort ebenso die Personal Robots Group gegründet, mit deren Hilfe sie Themen der Sozialen Robotik und deren Einfluss auf das menschliche Leben erforscht. Außerdem hat sie die Firma Jibo, Inc. gegründet, die den ersten Familienroboter entwickelt hat. Sie ist Pionierin der Sozialen Robotik und der Mensch-Roboter-Interaktion und beschäftigt sich besonders mit Themen rund um Autonome Robotik, Künstliche Intelligenz, Mensch-Roboter-Interaktion und Robot Learning. Breazeal hat ihren Bachelor of Science in Elektro- und Computer-Ingenieurswissenschaften 1989 an der University of California erlangt und anschließend ihren Master und Doctor of Science am MIT in Elektroingenieurswissenschaften und Informatik abgeschlossen.
David Hanson ist der Gründer von Hanson Robotics, einer Firma, die sich besonders auf das ästhetische Erscheinungsbild von Robotern und Androiden spezialisiert. Hanson weist ein breites Spektrum von Fähigkeiten und Tätigkeiten auf. Von Designtätigkeiten für Disney bis hin zu dem Besitz einer eigenen Robotikfirma: Hanson ist dafür bekannt, die menschlichsten Androiden herzustellen. Hierbei beschäftigt er sich besonders mit ästhetischen Aspekten des Roboterdesigns, aber auch mit der Mensch-Roboter-Interaktion und Machine Learning, sodass der Android nicht nur lebensecht aussieht, sondern sich auch so verhält.
Hiroshi Ishiguro ist ein japanischer Robotiker, der sich auf den Bau und die Erforschung von Androiden, besonders Geminoiden, spezialisiert hat. Seine Motivation ist es, durch den Bau von menschenähnlichen Robotern den Menschen selbst besser zu verstehen. Außerdem untersucht er die Mensch-Roboter-Interaktion und sein Ziel ist es, die Roboter so gut wie möglich einem Menschen nachempfunden zu bauen, sodass man idealerweise Mensch kaum noch von Roboter unterscheiden kann. Sein Forschungsinstitut Intelligent Robotics Laboratory ist an der Universität Osaka in Japan angesiedelt und einige seiner Androiden können bereits auch schon in Museen o.Ä. bewundert werden.
Raymond Kurzweil ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Erfinder, Leiter der technischen Entwicklung bei Google und Pionier in der Spracherkennung und Sprachverarbeitung. Angefangen mit seiner Firma Kurzweil Music Systems, die er 1983 gründete, begann er, neuartige und hochwertige Synthesizer herzustellen. Außerdem entwickelte er die sogenannte „Reading Machine“, die ein Novum der Sprachausgabe und Textverarbeitung darstellte und erheblichen Progress in Sprachsystemen für Menschen mit Sehbehinderung hervorbrachte. Kurzweil ist außerdem bekannter Pionier des Transhumanismus; er glaubt, dass die Menschheit in den nächsten 30 Jahren eine erhebliche Zunahme der informationstechnologischen Entwicklung erfahren wird und somit eine Singularität erlangen wird, die eine künstliche Intelligenz und somit eventuelle Unsterblichkeit hervorbringen wird.
Kurzweil wurde bereits von mehreren Präsidenten geehrt und hat mehr als 20 Ehrendoktortitel verliehen bekommen.
Masayoshi Son gründete 1981 das Unternehmen SOFTBANK Corp. (jetzt SoftBank Group Corp.) und wurde so der reichste Mann Japans. Innerhalb kürzester Zeit baute er sich ein globales Internetimperium auf, das diverse Mobilfunknetze in den USA und Japan beherrscht. Erst kürzlich erfüllte Son sich dann seinen Kindheitstraum: er möchte seine Firma zu einem führenden Anbieter von intelligenten Systemen und Maschinen machen. Mit dem Kauf des französischen Roboterherstellers Aldebaran in 2012 begann so die Herstellung von humanoiden Robotern und der Roboter Pepper wurde 2015 erstmals vorgestellt. Mit dem kürzlichen Kauf der Firma Boston Dynamics von Google möchte Son die Robotik noch weiter ausbauen und plant, innerhalb der nächsten 30 Jahre die Robotik als Kerngeschäft der SoftBank Group Corp. anzusiedeln.
L2TOR - Second Language Tutoring Using Social Robots
L2TOR (gesprochen „el tutor“; Spanisch für Tutor/ Lehrer/ Betreuer mit L2 als Bezeichnung für die erste Fremdsprache) ist ein von dem Horizon 2020 Programm der European Commission gefördertes Forschungsprojekt, das anstrebt, einen kinderfreundlichen Roboter zu gestalten, mit dem schon Vorschulkinder spielerisch eine zweite Sprache und somit ihre erste Fremdsprache erlernen können.
Das Projekt ist besonders darauf fokussiert, niederländischen, deutschen und türkischen Muttersprachlern Englisch und türkischen Muttersprachlern mit Migrationshintergrund Deutsch und Niederländisch beizubringen. Der Roboter soll sowohl in der Zielsprache als auch in der Muttersprache mit den vierjährigen Kindern interagieren. Diese verbale Interaktion soll durch natürliche Gesten und Körpersprache unterstützt werden. Das Sozialverhalten des Roboter-Tutors ist an das von menschlichen Tutoren und Betreuern angepasst. Der L2TOR Roboter wird in den Niederlanden, Deutschland und der Türkei evaluiert.
Der Roboter soll Vorschullehrer unterstützen, indem Kinder mit Sprachschwierigkeiten von ihm eine 1:1-Betreuung erfahren. Das Projekt zielt darauf ab, Richtlinien zu entwickeln, die das Design von zukünftigen Robotern und Tutorensystemen zur kommerziellen Nutzung unterstützen.
Das L2TOR-System soll für folgende Themen eingesetzt werden, die typischerweise an Vorschulen unterrichtet werden: 1) Nummern und prämathematische Konzepte, 2) räumliche Sprache, und 3) Grundvokabularaneignung durch Geschichtenerzählen. Für jedes Thema werden drei Lektionen in spezifischer themenrelevanter Sprache definiert, die anschließend dem Kind beigebracht werden sollen.
Das Projekt wird als internationale Kooperation verschiedener Universitäten und Firmen ausgetragen. Beteiligt sind die Universität Bielefeld in Deutschland, die Tilburg Universität und die Universität Utrecht in den Niederlanden, die Koç Universität in der Türkei, die Plymouth Universität in England sowie QBMT Creative Solutions und SoftBank Robotics, die den Roboter NAO als Forschungsobjekt bereitstellen.
RoboLaw (Regulating Emerging Robotic Technologies in Europe: Robotics facing Law and Ethics)
Das von der Europäischen Kommission geförderte zweijährige Forschungsprojekt „RoboLaw: Regulating Emerging Robotic Technologies in Europe: Robotics facing Law and Ethics” begann im März 2012 und endete im Jahr 2014. Das Ziel des Projekts war es, ethische und gesetzliche Probleme der Robotik zu diskutieren und Richtlinien für die zukünftige Europäische Regulation derer zu entwickeln. Besonders wurde untersucht, ob die Gesetze der Robotik innerhalb bereits bestehender gesetzlicher Regulationen gefasst werden können, oder ob die Einführung neuer Gesetze erforderlich ist, um die nötigen Regulationen rund um die Robotik umzusetzen.
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass die Frage der Verantwortlichkeit und Haftung wohl das größte und kritischste Thema darstellt. Da auch noch keine spezifischen Gesetze für robotische Applikationen bestehen, ist bisher noch unklar, wer haften solle, falls eine solche Applikation (beispielsweise ein selbstfahrendes Auto oder ein humanoider Roboter) gegen die Gesetzeslage verstoßen oder gar Leben gefährden solle. Während im Falle der selbstfahrenden Autos die Versicherung eine logische Haftungsmöglichkeit darstelle, könne dies jedoch nicht auf alle robotischen Applikationen übertragen werden, da diese viele verschiedene Formen annehmen können und individuelle Regulationen benötigen. Da besonders medizinische und pflegerische Roboter eine Anreicherung für den Menschen darstellen , sollten diese laut der Forschung gemeinsam mit pharmazeutischen und genetischen Produkten gruppiert werden und gemeinsam weiterer Forschung unterzogen werden. Das Projekt forderte demnach bereits 2012 eine intensivere Auseinandersetzung mit gesetzlichen und ethischen Aspekten der Robotik. Diese Aspekte erfahren weiterhin eine große Relevanz in der Robotik, da besonders auf Europäischer Ebene noch Lücken bezüglich des Haftungsrechts von robotischen Applikationen bestehen.
Einsatz von Robotern in der Altenpflege
Die Universität Siegen arbeitet gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel an einem Pilotprojekt zum Einsatz von Robotern in Altenheimen im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2018. Dabei kooperieren sie mit der Caritas im Erzbistum Köln und setzen Roboter des Typs Pepper, getauft „Robbie“ und „Paula“, ein. Zu deren Fähigkeiten gehören Sehen, Sprechen, Hören und ansatzweise Gefühle erkennen. Hier können Sie unsere Beschreibung des Pepper-Modells nachlesen. Jedoch sollen diese das Personal keinesfalls ersetzen, sondern lediglich unterstützen. Gedächtnisspiele zur Beschäftigung sind beispielsweise eine beliebte Einsatzmöglichkeit in der Altenpflege. In Zukunft sollen die Roboter zur Informationsvermittlung dienen und möglicherweise mit anderen Geräten gekoppelt werden, um die Effizienz der Pflege weiterhin zu optimieren.
Auch die AAL (Ambient Assisted Living)-Akademie untersucht gemeinsam mit der HFH (Hamburger Fern-Hochschule) Essen den Einsatz von Robotern in der Altenpflege. Eine Lösung für den Pflegenotstand erhofft sich die Arbeitsgruppe zwar nicht, wohl aber die Erleichterung des Arbeitsalltages durch die Unterstützung von Pflegekräften. Die möglichen, pflegenahen Einsatzgebiete sind hier bisher primär auf die Unterstützung der Patienten bei der Nahrungszunahme ausgelegt, Forscher halten darüber hinaus auch das Vormachen von Gymnastikübungen, Kommunikation im allgemeinen und das Anregen und Durchführen von Gedächtnisspielen für möglich. In jedem Fall sind derartige Projekte auf das Urteil von Pflegekräften und die Bewährung der Roboter in der Praxis angewiesen.
Ein weiteres ähnliches Programm läuft unter dem Namen CARESSES (Culture-Aware Robots and Environmental Sensor Systems for Elderly Support). In diesem Projekt verbinden sich mehrere Institutionen europäischer Länder mit Forschungsgruppen in Japan. Der Einsatz der Roboter wird in drei verschiedenen Einrichtungen getestet: Advinia Healthcare care homes in Großbritannien, HISUISUI Pflegeheim in Japan und die iHouse Einrichtung der JAIST (Japan Advanced Institute of Science and Technology) in Japan. Neben der Unterstützung in der Pflege wird bei CARESSES viel Wert auf die kulturelle Kompetenz und Einfühlsamkeit des Roboters gelegt. Finanziert wird das Projekt durch die EU Kommission im Rahmen der Horizont 2020 Forschung und durch das japanische Innenministerium.
Roboter in der Kita
Ein Team aus Informatikern, Erziehungs- und Sprachwissenschaftlern der Uni Bielefeld erforscht im Rahmen des bereits oben erwähnten, internationalen Projekts L2TOR (Second Language Tutoring using Social Robots) den Einsatz von humanoiden Robotern zum Erlernen einer Zweitsprache bei Kindern im Vorschulalter. Gefördert wird das seit 2016 laufende Projekt im Forschungsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Kommission. Die von Prof. Dr. Stefan Kopp am Exzellenzcluster CITEC geleitete Forschungsgruppe „Kognitive Systeme und soziale Interkation“ arbeitet in ihrem Projekt mit dem von SoftBank Robotics entwickelt Typ Nao, welcher bei ihnen den Namen Robin trägt. In Kooperation mit Kitas aus der Umgebung wird getestet, wie Kindern zwischen vier und sechs Jahren auf die Lehrversuche des Roboters reagieren und eingehen. Für die Kommunikation ist der Roboter zusätzlich zu seiner Sprachfähigkeit noch mit einem Tablet-PC ausgestattet. Zwischenfazit der Forschungsgruppe ist, dass der Roboter es schafft die Kinder zum Lernen zu motivieren und ihnen hilft die Vokabeln zu behalten. Ebenfalls wurde beobachtet, dass die menschenähnlichen Hand- und Armbewegungen des Roboters sich positiv auf den Lernvorgang auswirken. Ziel ist es, den Roboter so weiterzuentwickeln, dass er sein Verhalten dem Gemütszustand und den Reaktionen der Kinder anpassen und zusätzlich jedem Kind einen, an die individuellen Lernfortschritte angepassten Sprachunterricht bieten kann. Das Projekt läuft im Dezember 2018 aus.
Roboter Elias an finnischen Grundschulen
In der finnischen Stadt Tampere befinden sich zur Zeit fünf Roboter des Typen Nao in verschiedenen Grundschulen im Einsatz. Dort werden die humanoiden Roboter vor allem im Sprachunterricht eingesetzt und sollen so helfen den Kindern Finnisch, Englisch und Deutsch beizubringen. Die Roboter laufen mit einer Software von Utelias und sind zusätzlich zu ihrer Kommunikationsfähigkeit mit einem Tablet-PC ausgestattet. Idee des Projekts ist es, dass der Roboter für Abwechslung sorgen und so das Interesse der Kinder für den Unterrichtsstoff wecken soll. Dabei stellt der Roboter mit dem Namen Elias keinen Ersatz für die menschlichen Lehrpersonen dar, sondern dient lediglich als Unterstützung, da seine stets freundliche Art nicht für Ruhe im Klassenzimmer sorgen kann. Im Unterricht analysiert Elias das Sprachniveau der Schüler und passt so individuell seine Fragen an. Zusätzlich kann er den Lehrern Rückmeldung zum Wissensstand und Problemen der Schüler geben. Neben Elias sind die Schulen auch mit den Mathe-Robotern OVObot ausgestattet, welche jedoch weit weniger menschenähnlich sind als der Sprachroboter. Das von Finnish AI Robots entwickelte Model hat die Form eines kleinen Kastens und ähnelt äußerlich einer Eule. Während die OVObots nur für ein Jahr getestet werden befinden sich die Nao Roboter im Besitz der Schulen und sind für den längerfristigen Gebrauch eingeplant. Langfristig soll das Projekt Informationen dazu geben, ob Roboter den Lernprozess positiv unterstützen können.
Weitere Informationen zu aktuellen oder bereits abgeschlossenen Forschungsprojekten befinden sich unter Weiterführende Literatur.
Quellen
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[INT 23] "Wie ein Roboter Kita-Kindern Sprachen beibringt". Universität Bielefeld. Letzter Zugriff: 18.10.2018. <https://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/wie_ein_roboter_kita_kindern>
[INT 24] "Finnland: So schlägt sich ein humanoider Roboter als Lehrer!". TrendsDerZukunft. Letzter Zugriff: 18.10.2018. <https://www.trendsderzukunft.de/finnland-so-schlaegt-sich-ein-humanoider-roboter-als-lehrer/>
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[INT 26] "Dieser Roboter soll Lehrer ersetzen". Heute. Letzter Zugriff: 18.20.2018. <http://www.heute.at/welt/news/story/Dieser-Roboter-soll-Lehrer-ersetzen-44649613>
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